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Holunderanbau in der Steiermark

Blühende Holunderanlage ©Kleinschuster Anna, LK Steiermark

Den Holunderstrauch findet man nur auf den besten Böden!

Von den drei in Mitteleuropa natürlich vorkommenden Holunder-Arten wird der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) erwerbsmäßig kultiviert. Dieser hat einen strauchartigen Wuchs, wird bis zu sieben Meter hoch und mehrere Meter breit. Schwarzer Holunder ist sehr schnellwüchsig und hat sehr hohe Boden- und Nährstoffansprüche.

Die wunderbar duftenden Blüten beginnen sich Ende Mai zu öffnen. Die Blütendolden bestehen aus zahlreichen kleinen Einzelblüten, welche botanisch gesehen eine Schirmrispe bilden. Werden die Blüten nicht geerntet, bilden sich daraus bis zum Spätsommer schwarze Holunderbeeren.

Achtung: Holunderbeeren sollten nicht roh verzehrt werden - der Inhaltsstoff Sambunigrin, welcher beim Kochen weitgehend zerfällt, kann Erbrechen und Durchfall auslösen!
 
Schwarzer Holunder wächst bevorzugt an halbschattigen Standorten, auf ausreichend feuchten, tiefgründigen Böden. Die Pflanze stellt an das Klima nur mäßige Ansprüche, benötigt aber sehr viel Stickstoff und kommt auch mit leicht kalkhaltigen Böden zurecht.

Im Erwerbsobstbau wird der Schwarze Holunder als kleiner Baum erzogen und nur auf sehr guten Standorten gepflanzt. Staulagen mit hoher Luftfeuchtigkeit und nasse Böden scheiden aus. Das Blütenfrostrisiko ist aufgrund der späten Blütezeit nur gering.
 

Der Kulturholunder, die flächenmäßig zweitwichtigste Obstart in der Steiermark.

Seit den 1970er Jahren wird Holunder in Österreich professionell kultiviert. Das Anbaugebiet erstreckt sich in Österreich von der südwestlichen Steiermark bis in den burgenländischen Seewinkel, wobei das Hauptanbaugebiet in der Südoststeiermark liegt.

Der Holunder ist, mit rund 1.000 ha, in der Steiermark nach dem Apfel die flächenmäßig zweitstärkste Obstart. Rund 80 Prozent des in Österreich produzierten Kulturholunders stammen aus dieser Region. Die Holunderflächen im Südosten der Steiermark bildet die weltweit größte, professionell bewirtschaftete Anbaufläche für Kulturholunder.
 
Die fruchtbaren Böden und die klimatisch begünstigten Hügellagen dieser Region bieten optimale Bedingungen für den Holunderanbau. Für den Anbau stehen verschiedene Sorten zur Auswahl. Davon hat sich im Wesentlichen eine Sorte, die Sorte ,Haschberg', durchgesetzt. Diese wurde in Klosterneuburg gezüchtet und macht heute rund 90 Prozent des Anbaus aus.

Die Sorte ,Haschberg' ist robust, hat große Beeren welche gleichmäßig reifen und besitzt eine hohe Farbintensität. Der Kulturholunder wächst nicht als Strauch in den Anlagen, sondern wird als Baum erzogen. Das dient der Arbeitserleichterung für die Holunderbäuerinnen und -bauern und lässt eine gute Bewirtschaftung zu.

Die Holunderblütenernte dauert von Ende Mai bis Mitte Juni und die Holunderbeere wird von Mitte August bis Anfang Oktober ausschließlich per Hand geerntet. Die händische Ernte ist notwendig, weil es bei einer Verletzung dieser empfindlichen Beeren zu einem sofortigen Saftaustritt und damit Qualitätsverlust kommt.
 
Holunderbeerenernte ©Kleinschuster Anna, LK Steiermark
Holunderblüten ©Kleinschuster Anna, LK Steiermark

Holunderbeeren sind ein regionales Superfood

Die darin enthaltenen Flavonoide und Anthocyane sollen freie Radikale binden und so oxidativem Stress im Körper entgegenwirken. Außerdem sagt man den Holunderbeeren nach, eine Wirkung gegen Stresssymptome wie Bluthochdruck und einen vorbeugenden Effekt auf die Herz-Kreislaufgesundheit zu haben.

Allgemein wird dem Holunder eine immunstärkende Wirkung zugeschrieben. Der Tee aus getrockneten Holunderblüten gilt als altes Hausmittel, wird als fiebersenkend beschrieben und soll Grippe- und Erkältungssymptome mildern.
 

Holunderbeeren für hochwertige Nahrungsergänzungsmittel

Holunderblüten und –beeren werden unterschiedlich verwendet. Ein sehr geringer Teil der Ernte erfolgt beim Kulturholunder bereits während der Blüte. Die Blüten werden überwiegend zur Herstellung von Blütensirup verwendet, zum Teil getrocknet.

Zu über 90 Prozent werden die Holunderkulturen aber für die Beerenernte genutzt. Bäuerliche Obstverarbeiter verwenden diese für die Herstellung von Säften, meist Mischsäfte, vereinzelt auch für alkoholische Getränke und Fruchtgelees.

Die überwiegende Mehrheit der steirischen Holunderbeeren werden gemeinschaftlich über die „Steirische Beerenobstgenossenschaft“ vermarktet. Dieser Zusammenschluss der Holunderbetriebe ist eine anerkannte Erzeugerorganisation.
 
Die Steirische Beerenobstgenossenschaft ist als Lieferant von Qualitätsware bekannt und liefert dieses Premiumprodukt an die Lebensmittelindustrie. Aus den steirischen Holunderbeeren werden fast ausschließlich Nahrungsergänzungsmittel und hochwertiger Lebensmittelfarbstoff gewonnen.

Diese Farbstoffe sowie Trockenprodukte finden eine breite Verwendung in der Getränke-, Teeindustrie sowie in der Süßwaren- und Backwarenindustrie, wie auch in der Milch- und Eisverarbeitung. Die Produkte aus steirischem Holunder sind weltweit nachgefragt.
Reife Holunderbeeren ©Kleinschuster Anna, LK Steiermark
Holunderblütenernte ©Kleinschuster Anna, LK Steiermark

Holunder muss frisch verarbeitet werden.

Holunder ist kein lagerfähiges Obst. Sowohl die Blüten, als auch die Früchte müssen tagfrisch verarbeitet bzw. tiefgefroren werden. Daher bekommt man frischen Holunder auch nicht im Supermarkt zu kaufen.

Die Produkte, wie Sirup, Röster, Tees und Säfte sind entweder auf Bauernmärkten, in Hofläden oder im Lebensmittelgeschäften erhältlich. In Absprache mit den Betrieben ist natürlich auch der Bezug von Frischware möglich.

Für die eigene Verarbeitung kann natürlich auch Wildholunder verwendet werden, hat meist aber nicht die Qualität von gut ausgereiftem Kulturholunder. Achtung: rohe Holunderbeeren dürfen nicht verzehrt werden. Der Inhaltsstoff Sambunigrin, der beim Kochen zerfällt, kann bei rohem Verzehr Erbrechen und Durchfall auslösen.

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Zahlen & Fakten

  • Steirischer Holunderanbau:
    • Von 373 steirischen Betrieben wird auf 1.165 ha Fläche Holunder angebaut (in Österreich zum Vergleich 475 Anlagen auf 1.429 ha Fläche)
    • Davon biologische Anbauweise von 49 Betrieben auf 79 ha Fläche, das entspricht sieben Prozent der Gesamtfläche
    • 2021 wurden in der Steiermark insgesamt 3.803 Tonnen Holunder auf 660 ha Fläche geerntet 
    • Quelle: Erhebung der Erwerbsobstanlagen 2017, Obsterntebericht 2021, Statistik Austria
  • Die Ernte 2020 fiel aufgrund des ausgesprochen regenreichen Sommers sehr schlecht aus, die Normalernte in Österreich beträgt rund 8600 Tonnen, das entspricht in etwa 25 Prozent der gesamteuropäischen Produktion
  • 80 Prozent der österreichischen Holunderflächen sind in der Steiermark
  • Der Großteil des Holunders wird als Beeren von Hand geerntet.
  • Die Holunderbeeren werden tagfrisch geliefert und sofort eingefroren.
  • Durch die enthaltenen Flavonoide und Anthocyane gelten Holunderbeeren als regionales Superfood.
  • Holunderbeeren werden zu einem großen Teil für Lebensmittelfarbstoffe verarbeitet.
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