Obstbaubetrieb suchen
Noch kein Mitglied?
Registrieren
Noch kein Mitglied?
Registrieren
 

Apfelanbau in der Steiermark

Streuobstbäume im Sommer ©Muster Herbert, LK Steiermark

In der Sortenvielfalt unübertreffbar

Der Apfelbaum (Malus domestica) gehört zu den Rosengewächsen und kann je nach Sorte bis zu 15 Meter hoch werden. Er ist aufgrund der vielen Sorten an die regionalen klimatischen Bedingungen angepasst und wird schon sehr lange in der Steiermark kultiviert. Die zahlreichen Apfelsorten werden weltweit auf mehr als 30.000 geschätzt.

Der Apfelbaum benötigt für einen erfolgreichen Anbau tiefgründige und gut durchlüftete Böden mit einem guten Wasserhaltevermögen. Apfelbäume sind während der Winterruhe frosthart und können Temperaturen deutlich unter minus 20 °C gut aushalten. Mit dem Ansteigen der Temperaturen im Frühjahr verliert der Baum seine Winterruhe und die Wurzeln pumpen Wasser und Nährstoffe in Zweige und Knospen.

Vom Austrieb weg bis zum Blühende nimmt die Toleranz gegenüber Frosttemperaturen immer weiter ab. Spätfröste gefährden in diesem Zeitraum besonders die Blüteanlagen und später die jungen Früchte, ab der Vollblüte können bereits minus 2 °C die gesamte Ernte vernichten. Schäden am Holz entstehen aber erst bei deutlich tieferen Temperaturen. Um die empfindlichen Blüten und jungen Früchte im Frühjahr vor Frostereignissen zu schützen, werden Apfelplantagen von einigen Betrieben während Frostnächten kontinuierlich mit Wasser beregnet oder mit Frostkerzen bzw. Frostöfen beheizt.
 
Die Vermehrung von Apfelsorten erfolgt durch die sogenannte Veredlung. Dabei wird ein Zweig der gewünschten Apfelsorte (Edelreis) beim Veredelungsvorgang, auf eine sogenannte Unterlage aufgepfropft. Die Unterlage ist ein Bäumchen, das später den Wurzelteil und den unteren Teil des Stammes bildet, aus dem Edelreis wird nach dem Anwachsen die Baumkrone geformt.

Vermehrt man die Bäume über die Samen der Früchte, so ist jedes Pflänzchen eine neue Sorte. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Sämlinge gute Sorteneigenschaften haben ist äußerst gering. Im Erwerbsobstbau sind alle Apfelbäume auf schwächer wachsende Unterlagen veredelt. Diese überwiegend kleinkronigen Bäume sind deutlich einfacher zu bewirtschaften, können im Vergleich zu hochstämmigen Apfelbäumen leichter geschnitten, beerntet und mit Hagelnetzen vor Unwettern geschützt werden, auch bringen diese Bäume meist schon im zweiten Jahr die ersten Früchte.
 
Die Apfelsorte selbst bestimmt die Fruchteigenschaften, wie stark und regelmäßig die Blüte ausfällt und die Anfälligkeit gegenüber Krankheiten, diese Eigenschaften werden von der Unterlage kaum beeinflusst.
Apfelbäume sind nicht selbstfruchtbar, das bedeutet, dass eine Apfelsorte eine andere Apfelsorte zur Befruchtung der Blüten benötigt. Insekten spielen dabei eine wichtige Rolle bei der Bestäubung.

Bei den Sorten wird zwischen Frühapfelsorten und Spätapfelsorten unterschieden. Frühäpfel, wie zum Beispiel der ‚Klarapfel‘ sind im Sommer reif, schlecht transportfähig und nur sehr kurz haltbar. Diese werden hauptsächlich direkt vermarktet und in privaten Gärten kultiviert. Spätäpfel sind Sorten, die im Herbst geerntet und überwiegend eingelagert werden. Zu ihnen zählen die meisten am Markt erhältlichen Sorten wie ‚Gala‘, Golden Delicious‘ und viele weitere.
Während der Haupternte im Herbst herrschen in der Steiermark meist große Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht. Diese Temperaturschwankungen fördern ganz besonders die gute Farb- sowie die Aromabildung und zeichnen die Steiermark als Qualitätsobstbaugebiet aus.

Der Apfel ist die Nummer Eins

Im steirischen Erwerbsobstbau ist der Apfel die wichtigste Kultur. Rund 75 Prozent der gesamten Anbaufläche österreichweit liegt in der Steiermark, wovon die meisten Anlagen in der Oststeiermark zu finden sind. In der Steiermark werden von ca. 1.100 Obstbaubetrieben auf etwa 6.000 ha Tafeläpfel angebaut und in guten Jahren ca. 200.000 Tonnen Äpfel geerntet. Rund 20 Prozent dieser Fläche wird nach kontrolliert biologischen Richtlinien bewirtschaftet (Stand 2020).

Moderne Kühlräume machen es möglich, dass heimische Äpfel praktisch ganzjährig frisch angeboten werden können. In der modernen Lagerung bleiben die Früchte nicht nur lange frisch, es bleiben auch die wertvollen Inhaltsstoffe der Früchte erhalten.

Schon während der österreich-ungarischen Monarchie war die Steiermark für den Apfelanbau bekannt, exportierte ihre Ernten in viele Kronländer. Die von Erzherzog Johann gegründete Landwirtschaftsgesellschaft erkannte schon damals das Obstbau-Potenzial der Steiermark und trug wesentlich zur Förderung des steirischen Obstbaus bei. Seit den 1960er Jahren gab es eine starke Modernisierung, man setzte auf kleinere Baumformen und dichtere Pflanzsysteme.
 
Auch das Sortenspektrum hat sich seither stark verändert. Die am häufigsten angebauten Sorten sind heute „Gala‘, ‚Golden Delicious‘, ‚Jonagold‘, ‚Braeburn‘, ‚Topaz‘, ‚Elstar‘, ‚Pinova‘/‚Evelina®‘ und ‚Idared‘. Auch die alte Sorte ‚Kronprinz Rudolf‘ spielt im steirischen Erwerbsobstbau noch immer eine wesentliche Rolle.

Neuere Sorten bzw. Marken, die zuletzt in den Markt eingeführt wurden, sind ‚Nicoter‘ (Kanzi®), ‚Scifresh‘ (Jazz™), ‚Minneiska‘ (SweeTango®), ‚Fengapi‘ (Tessa®) und Bonita®. Im Biobereich gewinnen neben der Hauptsorte ‚Topaz‘ zunehmend die Sorten ‚SQ 159‘ (Natyra®) und ‚Gala‘ an Bedeutung. Weitere Raritäten werden immer wieder auf Bauernmärkten angeboten, da in den Supermärkten nur eine begrenzte Anzahl von Sorten gelistet werden.
'Golden Delicious'-Apfel ©Kleinschuster Anna, LK Steiermark
'Topaz'-Äpfel ©Brugner Anna, LK Steiermark

Rund und g‘sund!

Äpfel beinhalten um die 30 verschiedene Vitamine, Provitamine und Mineralstoffe, wie zum Beispiel Magnesium, Folsäure, Eisen und Kalium, außerdem jede Menge Spurenelemente und Ballaststoffe, die sich positiv auf die Verdauung auswirken.

Ein weiterer Bestandteil ist Pektin, welches im Körper cholesterinsenkend wirkt und Schadstoffe bindet und ausschleust. Durch den verhältnismäßig geringen Kaloriengehalt und einen Wassergehalt von ca. 85 Prozent eignet sich der Apfel ideal als gesunder Snack für zwischendurch.

Antioxidantien sind ebenfalls in Äpfeln enthalten. Sie sollen freie Radikale binden und haben eine immunstärkende Wirkung. Die Nährstoffgehalte und Inhaltsstoffe sind von Sorte zu Sorte leicht unterschiedlich. Durch moderne Anbaumethoden, einer optimalen Belichtung und Ernährung der Bäume, sind die Früchte deutlich gehaltvoller.
 
Alte Apfelsorten haben häufig mehr Polyphenole als moderne Tafelobstsorten. Meist sind es Gerbsäuren, die diesen Sorten einen leicht herben und unverwechselbaren Geschmack verleihen. Da alte Sorten häufig auch einen höheren Säuregehalt und eine etwas dickere Schale haben, eignen sich diese speziell für die Verarbeitung.

Manche Menschen reagieren leider allergisch auf den Genuss von Äpfeln. Das hat aber nichts mit guten oder schlechten Inhaltsstoffen zu tun. Die Ursache liegt an bestimmten, in der Frucht vorhandenen Proteinen, wie z.B. dem ‚Mal d1-Protein‘ oder dem ‚Mal d3-Protein‘. Diese grundsätzlich völlig harmlosen Inhaltsstoffe werden vom Körper eines Allergikers als Bedrohung eingestuft. Zur Abwehr werden Antikörper aktiviert und eine Überreaktion des Immunsystems ausgelöst. Die häufigsten Allergiesymptome sind das Anschwellen von Mundschleimhäuten, Zunge und Lippen sowie ein pelziges Gefühl im Mund.

Die gleichen Antikörper reagieren auch auf sehr ähnliche Proteine im Birkenpollen. Das ist auch der Grund, weshalb Birken-Allergiker meist auch allergisch auf Äpfel reagieren. Personen, bei denen diese Kreuzreaktion vorliegt, haben während der Birkenblüte eine wesentlich stärkere Reaktion beim Essen von Äpfeln.
In Verarbeitungsprodukten wird bei Erhitzung über 60 °C das Allergen Mal d1-Protein stark reduziert. Das Mal d3-Protein ist hitzestabil, kann aber durch Schälen der Früchte weitgehend entfernt werden.

Viele Sorten, unzählige Möglichkeiten!

Äpfel bieten aufgrund der zahlreichen Sorten eine Vielzahl an Möglichkeiten der Verwendung. Grundsätzlich steht bei Äpfeln der Frischkonsum im Vordergrund. Das hat damit zu tun, dass Äpfel gut lagerfähig sind und einfach gegessen werden können. Es sind aber auch die Möglichkeiten der Verarbeitung sehr groß und haben in der Steiermark eine lange Tradition.

Äpfel können einerseits zu Kompott, Dörrobst, Apfelmus, Babynahrung, verschiedenen Fruchtaufstrichen und weiterem verarbeitet werden. Die häufigsten und traditionellsten Verarbeitungsprodukte sind jedoch Säfte, Edelbrände, Most, Cider und Essig.

In den letzten 30 Jahren hat sich diesbezüglich ein besonderes Qualitätsbewusstsein eingestellt. Viele steirische Apfelbäuerinnen und Apfelbauern versuchen die Verarbeitungsprodukte laufend zu perfektionieren. Von sortenreinen Säften und Apfelweinen bis hin zu holzfassgereiften Edelbränden, Balsamico aus Apfelessig und rot gefärbten Produkten aus rotfleischigen Sorten werden heute ganz besondere Spezialitäten in höchster Qualität angeboten.
 
Verschiedene steirische Obstspezialitäten ©Thünauer Georg, LK Steiermark
©Kleinschuster Anna, LK Steiermark

Das beliebteste Obst im Land

Rund 20 kg Äpfel essen Herr und Frau Österreicher pro Kopf im Jahr, mehr als jedes andere Obst. Frische Äpfel werden von den steirischen Apfelbäuerinnen und -bauern zum Teil ab Hof oder über Bauernmärkte direkt, überwiegend aber über den Lebensmittelhandel vermarktet. Im Lebensmittelhandel muss beim Frischobst die Herkunft angegeben sein. Die regionale Herkunft garantiert den hohen Qualitätsstandard und kurze Transportwege.

Viele Arbeitsschritte sind notwendig bis die Äpfel im Geschäft landen und genossen werden können. Das meiste wird noch immer händisch erledigt. Dazu zählen Maßnahmen wie Ausdünnung überzähliger Früchte für eine optimale Fruchtqualität, Schnitt der Bäume im Winter und im Sommer für eine gute Belichtung der Früchte im Baum und nicht zuletzt die sorgfältige und schonende Ernte der Äpfel im Herbst.
 
Bei Obst-Verarbeitungsprodukten muss die Herkunft des Verarbeitungsobstes leider nicht angegeben werden, ist aber natürlich freiwillig möglich. Bei bäuerlichen Produkten stammt das verwendete Obst meist vom eigenen Hof. Sichere regionale Herkunft garantiert der Einkauf bei den zahlreichen steirischen direkt vermarktenden Betrieben. Werden Produkte ausschließlich aus heimischen Äpfeln hergestellt, wird das meist auch am Etikett angeführt. Nutzen Sie unsere Suchfunktion um einen Anbieter in ihrer Nähe zu finden!

Unter dem Kapitel Sorten sind die wichtigsten in der Region angebauten Sorten beschrieben. So kann für jeden Zweck, ob zum Frischverzehr oder zum Kochen und Backen verschiedener Speisen, ein geeigneter Apfel gefunden werden.

 

Zahlen & Fakten

  • Apfelanbau in der Steiermark:
    • Von 1.116 steirischen Betrieben werden auf 5.897,43 ha Äpfel angebaut (in ganz Österreich zum Vergleich von 1.932 Betrieben auf 7.674,63 ha Fläche)
    • Davon biologische Wirtschaftsweise: 234 steirische Betriebe auf 1.195 ha Fläche, das entspricht 20 % der steirischen Gesamtfläche
    • Ernte 2020: es wurden auf 4.918 ha Fläche eine Menge 122.962 Tonnen Äpfeln geerntet
    • Quelle: Erhebung der Erwerbsobstanlagen 2017, Ernte 2020, Statistik Austria
  • Der Pro-Kopf-Verbrauch an Äpfeln lag in den Jahren 2018/19 in Österreich bei 21 kg (RollAMA-Erhebung)
  • Der Apfel ist das meistverzehrte Obst in Österreich
  • Vermutlich gibt es mehr als 30.000 Sorten
  • Schon während der ungarisch-österreichischen Monarchie wurden steirische Äpfel in fremde Länder exportiert
  • Wichtigste Obstkultur in der Steiermark
Hier gelangen Sie zu den anderen Kapiteln des Punktes "Kernobst"